Freitag, 13. November 2015

"Das wahre Moleskine, gibt es nicht mehr"

...und zwar nicht dank dem digitalen Zeitalter! 
Aber jetzt mal ganz langsam von vorne:

heute geht es um Storytelling: ich geb's zu, ich gehöre auch zu den Wahnsinnigen die ganze CHF 29.90 bezahlen für ein Notizbuch. CHF 29.90!! Für ein kleines, schwarzes Büchlein mit stinknormalen Seiten. Im Zeitalter vom MacBooks, iPads, Smartphones! Und wieso wir alle wahnsinnig sind und dies bezahlen? Man fühlt sich doch ein bisschen kreativer, intelligenter und die Notizen wirken irgendwie wichtiger, als wenn sie in ein Migros Heft für CHF 2.20 (2 Stück, natürlich) gekritzelt sind. Wieso wir das glauben? Eine wunderbare Geschichte steht hinter dieser Marke (Moleskine – für diejenigen, die es noch nicht rausgefunden haben), die uns in genau diesem Glauben lassen. 

1987 veröffentlicht Bruce Chatwin sein Buch "Traumpfade". Darin schreibt er, Moleskine sei der Name für ein Einband, der aus schwarzem Englischleder (moleskin) besteht.  

"Jedes Mal, wenn er nach Paris kam, schreibt Chatwin, habe er sich davon in einer Papeterie in der Rue de l'Ancienne Comédie einen Vorrat beschafft. Doch eines Tages war es damit vorbei. Der einzige Hersteller sei verstorben, habe die Besitzerin der Papeterie gesagt. Ihr Lieferant, ein kleines Familienunternehmen aus Tours, bekomme keine neuen Notizbücher mehr. "Das wahre Moleskine", so die Händlerin, "gibt es nicht mehr." Bis 1998. Da nahm sich ein Mailänder Unternehmen namens Modo & Modo des Büchleins an und erweckte es zu neuem Leben. So steht es auf der Moleskine-Homepage und wurde zur lange gültigen Geschichte des kleinen schwarzen Notizbuchs." 
(Quelle: http://www.brandeins.de/archiv/2008/marketing/das-ungeschriebene-buch/)

Eine Mitarbeiterin des Mailänder Unternehmen begab sich auf die Spuren der Moleskine-Geschichte und klapperte ganz Paris nach Hinweisen zu diesem mysteriösen Büchlein ab. Schnell merkte sie dann, dass die ganze Geschichte nur erfunden war, jedoch einige Kreative aus der Vergangenheit (Picasso, Sartre) tatsächlich in Kontakt waren mit einem schwarzen Buch. So nahm sie die geniale Idee mit Nachhause und ihr Unternehmen, Modo & Modo, begann das Notizbuch zu produzieren. Sie verkauften es als das legendäre Moleskine, das Buch der Künstler und Denker, das erst noch darauf warte, geschrieben zu werden. Und bis heute ist Moleskine sehr beliebt und wird mittlerweile in ganz vielen Farben, Formaten und Arten produziert. 

Dies ist ein tolles Beispiel um zu zeigen, wie wertvoll Storytelling ist. Den Konsumenten wurde eine Geschichte erzählt, die ihnen beim Gebrauch ihres Produktes ein ganz spezielles Gefühl vermittelt: Kreativität, Intellektualität und das Gefühl, wenigstens ein bisschen so zu sein wie Picasso und co. 
Im eBook von meinem Dozenten, Bruno Bucher, gibt es ein ganzes Kapitel über das Thema Storytelling. Für diejenigen, die sich dafür interessieren, empfehle ich euch dieses Buch wärmstens! 

Donnerstag, 12. November 2015

Mittwoch, 11. November 2015

"was hend ihr s Gfühl, eui Meinig isch relevant?"

Im gestrigen, 10. November 2015, Medien Club wurde anfangs wild über die Kommentarfunktion auf Onlinemedien diskutiert. 

Teilgenommen haben: Pedro Lenz (Journalist und Autor), Peter Röthlisberger (Chefredaktor Blick am Abend), Hansi Voigt (Gründer und CEO Watson) und Monica Fahmy (ehem. Journalistin).

Die zentrale Frage war, wie Medien mit der Flut an Kommentaren, welche sie zu Artikeln erhalten, behandeln sollen und wie weit die Grenzen der freien Meinungsäusserung gehen.

Beim Blick am Abend werden alle eingehenden Kommentare durch eine Software geschleust und anhand von Keywörtern schon mal 30% aller Kommentare rausgefiltert. Die übrigen Kommentare werden persönlich vom Community Manager kontrolliert und nochmals etwa die Hälfte ausgesondert. Alles was rassistisch, sexistisch, homophob oder gewaltverherrlichend ist, wird nicht toleriert. Auch Morddrohungen werden sofort gelöscht. 
Trotzdem ist der Chefredaktor der Meinung, dass sie nicht zuständig sind, den Menschen einen Maulkorb zu verpassen. Schliesslich gelte in der Schweiz das Recht der freien Meinungsäusserung. Er wolle den Lesern nicht vorschreiben, was gesagt werden darf, und was nicht. Sie seien keine Moralapostel. 
Sofort übernimmt Pedro Lenz das Wort und beschreibt die Situation wie an einem Stammtisch: Früher hätte man in der Dorfkneipe gesessen und face-to-face über ein Thema diskutiert. Wenn einer eine blöde Aussage machte, konnte direkt darauf eingegangen werden, diskutiert und danach wieder vergessen werden. Kommentare im Internet bleiben für immer. Auch wenn Kommentare gelöscht werden, hätte man keinen Überblick wer bereits einen Screenshot gemacht hat und es weiterverbreitet hat. Ausserdem beschwert er sich darüber, was die Leute das Gefühl hätten, ihre Meinung sei relevant. Er versteht es nicht, dass wenn es irgendwo in Amerika einen Drogentoten gibt, einer aus Oerlikon meint er müsse etwas dazu sagen ("hetisch mol besser zuder gluegt"). "Du bisch nöd relevant", nervt sich Pedro Lenz. 

Monica Fahmy ist schockiert über einige Meinungen der Leser. Es gäbe Kommentare, die seien weit unter der Gürtellinie, die könne man niemandem zumuten. Es erschreckt sie, wie viele Leute tatsächlich so denken, das sei nur noch menschenverachtend. Sie weiss jedoch auch nicht, ob es schlau ist, die Kommentare einfach zu löschen, also unter den Tisch zu kehren oder ob es besser wäre dieses Thema aufzugreifen. 

Bei Watson treten die Journalisten in direkten Kontakt mit den Lesern, erzählt Hansi Voigt. Es sei wichtig als Medium, direkt und vor allem schnell einzugreifen, damit diese auch merken, dass reelle Menschen hinter diesen Artikeln stecken. Das nehme oft schon ziemlich Wind aus den Segeln und das Niveau einer Diskussion werde tendenziell eher etwas gestiegen sprich anständiger. Sie können so ihre Leser ein wenig erziehen, in dem sie ihnen sagen, dass einige Kommentare nicht ok sind und gelöscht werden müssen. Er sieht es als Aufgabe jedes Onlinemediums mehr Zeit zu investieren, um direkter mit den Lesern in Kontakt zu treten. Dies sei die Zukunft und Social Media gäbe diese Art vor. 

Der Schweizer Presserat hat 2011 entschieden, dass anonyme Online-Kommentare nicht mehr erlaubt sind. Trotzdem passiert das immer noch. Peter Röthlisberger argumentiert damit, dass zum Beispiel auf Facebook ein Profil erstellt werden kann unter einem Pseudonym, da hätten sie keinen Einfluss darauf, dass Kommentare nur noch mit richtigem Namen verfasst werden können. Die anderen Teilnehmer sind sich alle einig, dass dies sich unbedingt ändern muss. 

Ich bin auch der Meinung, dass solche Kommentarfunktionen nur noch genutzt werden sollen, wenn man sich mit richtigem Namen und Adresse registriert. Dies soll auch überprüft werden. Rassistische, homophobe, sexistische Kommentare sollten ausserdem strafrechtlich nachverfolgt werden. Das Strafgesetzbuch (StGb Art. 261) verbietet Diskriminierung und dies sollte keinen Halt machen vor dem Internet. Mich schockiert es immer wieder, was für unglaublich fremdenfeindliche Menschen es gibt und Medien sollten denen nicht noch eine Plattform dafür bieten.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch kritische Meinungen publiziert werden sollen, da dies die Meinung der Gesellschaft widerspiegelt und ein Journalist zwischen seiner persönlichen Einstellung und dem öffentlichen Interessen differenzieren muss. 

Es würde mich sehr interessieren, was ihr davon haltet. Schreibt mir doch einen Kommentar (ha,ha,ha), damit wir darüber diskutieren können! Habt ihr den Club auch gesehen? Findet ihr, dass es weiterhin die Möglichkeit geben soll, dass man anonym kommentieren kann? 

Dienstag, 10. November 2015

schlauer dank dem BMT 2015

Am vergangenen Mittwoch, 21. Oktober 2015 besuchte ich den Brand- und Marketingtag 2015 in Biel. Was ich da alles gelernt habe, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Steffi Buchli – die kann's einfach. 

In der Vergangenheit ging sie mir ein bisschen auf den Zeiger, muss ich zu geben. Ihre kecken Frisuren, die ach so witzigen Auftritten an Cervelatpromianlässen und ihre junggebliebene Art hat mich immer leicht genervt. Sorry Steffi, ich nimms zurück! Ich bin sehr beeindruckt, wie sie den ganzen Tag moderiert hat und es immer wieder schaffte, das Publikum zu fesseln. Von ihr können wir uns alle eine Scheibe abschneiden  – Präsentationskunst! Als Einstieg lieferte sie uns ein Interview mit dem EHC Biel Trainer,  Kevin Schläpfer. Super sympathisch und erfrischend. Er verriet sein persönliches Rezept zum Erfolg: Begeisterung und Menschlichkeit. Er führt ein sehr enges und persönliches Verhältnis zu seinen Spielern, findet das aber überhaupt nicht bedrohend für seine Privatsphäre. Im Gegenteil: er ist der Überzeugung, dass ein grosser Teil ihres Erfolgs auf das familiäre Verhältnis in der Mannschaft zurück zu führen ist. Solange sich jeder einzelne als Teil des grossen Ganzen sieht und sich damit identifizieren kann, ist er zur Höchstleistungen angespornt.

Udo im Bademantel

Das mit Abstand interessante Referat des Tages kam von den Herren Dres. Oliver Errichiello und Arnd Zschiesche vom Büro für Markenentwicklung in Hamburg. Ihr Credo: Starke Marken polarisieren! Starke Marken pfeifen drauf, wenn 20 Zielgruppen nicht angesprochen werden, Hauptsache die gewollte wird überzeugt. Überzeugende Marken finden eine einzige Leistung, die sich so stark bei den Konsumenten verankert, dass dieses Attribut automatisch mit der Marke in Verbindung gebracht wird.  
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wiedererkennung der Marke. Markenmerkmale sollen sich durch den ganzen Auftritt einer Marke durchziehen und möglichst oft mit dem Konsumenten in Kontakt kommen. Merkmale dürfen nie weggelassen werden, da der Konsument sonst etwas vermisst oder im schlimmsten Fall die Marke nicht erkannt wird. Sie brachten das Beispiel von Udo Jürgens. Udo verabschiedete sich nach jedem Konzert in einem Bademantel. Dies verschaffte ihm einen riesigen Wiedererkennungswert. Wenn er den eines Tages weggelassen hätte, wären die Fans frustriert nach Hause gegangen.















Quelle:http://www.gmx.ch/magazine/unterhaltung/musik/udo-juergens-tot/fans-wuerdigen-udo-juergens-bademantelselfies-30293132

Was mich ziemlich überrascht hat: Die Beiden sind überhaupt keine Social Media Fans und empfinden es nicht für notwendig, nach Clicks und Likes zu jagen. Das bringe nichts und die Verkaufszahlen steigen dadurch nicht... muss man ja auch nicht unbedingt einverstanden sein...

Zum Glück muss ich nichts verkaufen (ausser meinen Blog) und kann noch unzählige Stunden auf Social Media vergeuden.. und das werde ich jetzt auch tun.

In diesem Sinne: bis bald! Und geht unbedingt an den nächsten BMT! Lohnt sich wirklich sehr!