Mittwoch, 16. Dezember 2015

Geht der Respekt verloren?

Herr Köppel hat ja letzte Woche bewiesen, wie das heutzutage läuft, wenn man jemandem zuhören muss: second-screen, mindestens. Ein einfaches Zuhören ohne nebenbei noch rumzutöggelen geht nicht mehr. Haben wir es verlernt oder sind vielleicht einfach die Redner so langweilig geworden, dass wir gar nicht mehr zuhören möchten?
Dass das Verhalten von Herrn Köppel (ah für diejenigen, die während den Bundesratswahlen durch Instagram abgelenkt waren: Während der Abschiedsrede von Frau Widmer-Schlumpf war er konstant am Laptop und hat offensichtlich nicht zugehört. Wie sich im Nachhinein rausstellte war er parallel am bloggen für sein Magazin (welches ich nicht nennen möchte)) nicht akzeptabel ist, müssen wir nicht diskutieren. Lustig ist ja, dass Frau Widmer-Schlumpf währenddessen für mehr gegenseitigen Respekt plädierte.
Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, ist das nicht besser. Ich kann praktisch keinen Film mehr schauen, ohne nebenbei noch ein bisschen am Handy rumzudrücken. Wie das in Vorlesungen zu und her geht, wissen wir ja alle. Man könnte das jetzt auf den Monolog abschieben, aber ist es denn wirklich besser wenn wir in einem Gespräch sind mit einem echten Gegenüber? Nö.
Wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, findet sich auf dem Tisch eine Galerie der neusten Smartphone Variationen oder wir finden es sogar ein bisschen lustig wenn wir alle das gleiche Modell besitzen und sie dann übereinander legen können. (Mega witzig, hä).
Beim Verfassen dieses Eintrages hatte ich am Anfang das Gefühl, dass ich jetzt schreiben werde, wie sehr mich das stört. Und jetzt tippe ich da so vor mich hin und frage mich: stört es mich überhaupt? Eigentlich nicht. Und ich finde auch nicht, dass wir den Respekt verloren haben. Es ist mir noch nie passiert, dass jemand in einem spannenden Gespräch sein Handy gezückt hat und nebenbei sein Facebook Feed gecheckt hat. Das fände ich ziemlich respektlos und würde mich, glaube ich, auch ein bisschen sauer machen. Aber wenn meine Freundinnen nach zwei Stunden Gequatsche sich mal kurz ausklinken und updaten möchten, stört mich das null. Ich finde  es sogar irgendwie schön. Zeigt mir doch, dass wir so ein familiäres, entspanntes Verhältnis zueinander haben. Lustig, dass ich familiär und entspannt in den gleichen Topf werfe, gerade jetzt an Weihnachten... frag mich nächste Woche und ich würde laut lachen, wenn du mir sagen würdest, dass familiär gleich entspannt sein soll.

7 Kommentare:

  1. Eine grosse Frau ist geganen, ein kleiner Mann gekommen.

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  2. Wie wahr bimbim.. und ansonsten schön geschrieben isa und genau meine meinung, wenns denn beim alle 2 stunden feed checken bleibt.. ich kenne da leider auch andere spezies..

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    1. sprichst du die leute darauf an? wenn ja, wie reagieren sie?

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  3. Ein Smartphone,
    sie zu knechten,
    sie alle zu finden,
    ins Dunkel zu treiben
    und ewig zu binden.

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  4. Also mit der "Generation Smartphone" hast du leider schon sehr recht.
    Es ist generell ein Thema mit vielen Aspekten und Teil der sogenannten Massenverblödung.

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  5. ich kenne eben leider zu viele der andern spezies

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